- DONAUKURIER 23.11.1999:
- Die Ettinger hatten einst Eisen aus eigener Herstellung
- Ingolstadt (rg)
- Reichlich Rohstoffe im Boden, die Donau vor der Haustür und wichtige Fernstraßen an der Haustür vorbei - Ingolstadt war schon immer ein attraktiver Standort.
Dank der Arbeit der Archäologen wissen die Menschen, die heute in Ingolstadt leben, wer vor ihnen da war und was diese Ur-Ingolstädter so alles in der Erde hinterlassen haben.
Kaum ein Monat vergeht - im Sommer kaum eine Woche -, in dem die Forscher nicht ein neues Stück des großen Puzzles "Siedlungsgeschichte" ans Tageslicht bringen.
Jüngster Fund: ein Eisenverhüttungsofen aus der Zeit der Kelten.
- Entdeckt wurde der Ofen im Ettinger Neubaugebiet "Am Wettstettener Weg", wo die Firma Pro Arch seit 1996 im Auftrag der Stadt gräbt.
Auf der rund acht Hektar großen Fläche am Nordostrand des Stadtteils sind die Archäologen bereits auf die Reste eines frühkeltischen Herrenhofes, einer spätkeltischen Siedlung und einer römischen Villa rustica gestoßen.
- Der aus dem fünften bis dritten Jahrhundert vor Christus stammende Ofen stand in einem Befestigungsgraben des Herrenhofes.
Dieser Graben samt Ofen war später mit Erde zugeschüttet worden.
- Wie Pro Arch-Chef Jan Weinig und Dr. Gerd Riedel vom Stadtmuseum am Dienstag erklärten, sind vom eigentlichen Ofen die Basis des Verhüttungsschachtes erhalten.
Darüber hinaus könne man sehr gut die Arbeitsgrube und eine Schlackehalde erkennen.
- Der Ofen selbst nimmt eine Fläche von 80 mal 80 Zentimetern ein, der gesamte Bereich - inklusive einer "Lkw-Ladung Schlacke" (Weinig) - ist zehn Meter lang.
- Das Besondere: Der Ofen, der einst etwa 1,50 Meter hoch war und die Form einer Tonne hatte, ist außerordentlich gut erhalten.
Und er ist gut 1000 Jahre älter als ein bajuwarischer Ofen, der bei den Grabungen in Zuchering aufgetaucht ist.
Insgesamt, so Weinig, habe man in Bayern bislang "nur eine Handvoll Öfen" gefunden.
- Aufgrund der Schlackemenge ist sich der Archäologe sicher, dass der Ettinger Ofen "x-mal" verwendet worden ist.
Nur mit viel Geschick sei es den Menschen damals gelungen, pro Verhüttungsvorgang bis zu 15 Kilogramm Eisen zu gewinnen.
- Die Eisenverhüttung war laut Riedel im Raum Ingolstadt über Jahrhunderte ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Für die Keltenstadt Manching wurde tonnenweise Eisen produziert", erläuterte der Museumsmann.
"Die Eisenverhüttung hatte durch ihren hohen Holzverbrauch wohl nachhaltige Auswirkungen auf die Landschaftsentwicklung des Ingolstädter Raumes."
- Wie schon der Zucheringer Ofen wird nun auch der Ettinger ins Stadtmuseum gebracht und zunächst provisorisch ausgestellt.
Geplant ist, die gesamte Fundstelle im Museum zu rekonstruieren.
- DONAUKURIER Ingolstadt, 23.11.1999
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