- Mythen und Sagen dienten in schriftloser Zeit dem Zusammenhalt der Gemeinschaft.
- Sie vermittelten die Ordnungen, die Regeln des Zusammenlebens, die Grundlagen der Moral.
- Sie verhalfen den Zuhörern zu psychologischen Erkenntnissen, zum Verständnis für das Verhalten ihrer Mitmenschen und zur Reflexion ihrer selbst.
- Die Erzählungen waren einprägsam und verhalfen den Menschen, sich in die gegebene Ordnung von Familie, Gemeinde, Staat und Welt einzufügen.
Diesseits und Jenseits stellte eine ineinander greifende Einheit dar. Das Göttliche war dem Menschen stets gegenwärtig.
Bedeutende Ereignisse oder überraschendes menschliches Handeln wurde oftmals als ein Eingreifen metaphysischer Wirksamkeiten betrachtet.
- Spätestens in der Phase der Geschichte, in welcher sich hierarchische Strukturen in der menschlichen Gemeinschaft ausbildeten, nahmen diese Wirksamkeiten auch persönliche Züge an. Die Jenseitswelt spiegelte ganz offensichtlich die sozialen Bezüge der irdischen Lebensgemeinschaften wider.
Auch die Welt der Götter war nunmehr hierarchisch gegliedert.
Die einzelnen Herrschaftsbereiche waren unter den Göttern verteilt. In gleicher Weise wie irdische Herrscher residierten sie in ihren Palästen und trugen die Zeichen und Symbole ihrer Würde bei sich.
- Dieser Aufsatz beschränkt sich nun auf den Schmuck göttlicher Frauen, soweit dieser uns aus den Quellen zur antiken Mythologie überliefert ist.
Schriftlich festgehalten wurden diese zwar erst weitaus später als in dem in unserer Ausstellung behandelten Zeitraum, jedoch besteht gerade im religiösen Bereich sehr wohl die Möglichkeit, dass vereinzelte Anschauungen über lange Zeiträume hinweg weitergegeben wurden.
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- Alle die aufgeführten Göttinnen mögen die Frau in der Würde ihrer Weiblichkeit repräsentieren. - Man beachte: Keine der Olympierinnen kam zum Schandbett der Aphrodite, nur die Männer eilten herzu und brachen in ein sie selbst entlarvendes Gelächter aus.
- Der Schmuck dieser Göttinnen ist eines ihrer hervorragenden Symbole: Die Krone der Inanna, der Schleier der Hera, der Gürtel der Aphrodite, der Brinsingamen der Freyja.
- Die Schönheit der Göttinnen spiegelte sich in der Schönheit ihrer Verehrerinnen, man schmückte sich, um der Göttin würdig zu sein.
- Komme mir, erhabene Hera, nahe,
- du, voll Anmut, stattlich und schön gewachsen,
- ...
- Aber heut auch bringen die Bürger dir nach
- uralter Sitte
- reine Opfer, tragen die Mädchen dir ein
- schönes Kleid ...
- (Sappho, um 600 v.Chr. Übertragung: Dietrich Ebener. In: Griechische Lyrik. Berlin und Weimar 1980. S. 108.)
- Und gerade heute wieder gilt das "Sich schön machen" als wesentliches Erfordernis unserer Gesellschaft. Dabei ist der Halsschmuck der intimste Schmuck des Menschen. In ihm stärkt sich der Mann zu Kraft und Ansehen und in ihm erblüht die Frau zu voller Würde und Schönheit.
- Kurt Scheuerer, Ingolstadt 1998
- Aus dem Katalog zur Ausstellung
- Das Geheimnis des Bernstein-Colliers
- Ingolstadt 1998. S. 85-89.
- Siehe auch:
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