s.a. den Vortrag am 21.04.1997 in Wien
LIEBE, KRIEG UND ÖKOLOGIE BEI ETHNIEN IN SÜDWESTCHINA
Vortragende: Mag. Iris Bubenik-Bauer, Bremen
Moderation: Mag. Dr. Margarete Maurer, RLI (ehem. Professur für Frauenforschung, BRD)
Zum Thema:
Daß eine patriarchale Gesellschaftsform keineswegs die alleinige Weise ist, nach der heutige Menschen leben, läßt sich u.a. an zwölf im Gebiet der VR China wohnenden "Ethnien" oder Nationen zeigen. Ihnen gemeinsam ist die Hochachtung der Frauen, die gleichwohl nicht mit Herrschaftsansprüchen gegenüber anderen Menschen, Tieren oder Natur allgemein verbunden ist. So ist z. B. der weiblichen Spiritualität der Mosuo alles Leben gleichwertig und göttlich. Gewalt gegen die Natur gilt ihnen in jedweder Erscheinungsform als unwürdiges Handeln. Der Vergleich mit patriarchalen Ethnien derselben Region macht die Zusammenhänge zwischen Hochachtung der Frauen und Naturumgang (Ökologie) besonders deutlich. Die Politikwissenschaftlerin Iris Bubenik-Bauer berichtet über Ergebnisse ihrer zehn Forschungsreisen nach China und Tibet.
Veranstalter: Verein für interdisziplinäre Forschung und Praxis Rosa-Luxemburg-Institut
WebSite: http://IGUWnext.tuWien.ac.At/~RLI
Dr. Anita Heiliger
Männermacht und Frauenohnmacht
Über die Aufrechterhaltung der Geschlechterhierarchie durch Erziehung
Do. 2. April 1998, 19.30 Uhr, Barocksaal des Stadtmuseums
Durch ihren Vortrag schlägt die Referentin den Bogen von der Geschichte matriarchaler Kulturen zu der aktuellen Situation von Frauen und Mädchen, Jungen und Männern in unserer modernen patriarchalen Gesellschaft.
Sie beschreibt die Mechanismen der Sozialisation, die patriarchale Machtstrukturen immer wieder reproduzieren.
Dr. Anita Heiliger ist Sozialwissenschaftlerin und wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München, Abteilung Mädchen- und Frauenforschung.
s.a.:
Göttinnen-Dämmerung
Das Matriarchat aus archäologischer Sicht
Brigitte Röder ; Juliane Hummel ; Brigitta Kurz
München: Droemer Knaur, 1996.
Besprechung in ARIADNE-Newsletter 22:
Auch wenn der Verlag die Frage nach der historischen Tatsache Matriarchat im Klappentext bewußt offenläßt, die drei Autorinnen, Archäologinnen, die mehrere Jahre an der Universität Freiburg an einem Projekt über Frauen- und Geschlechterfragen in der Archäologie arbeiteten, äußern sich eindeutig:
Bis heute ist das Matriarchat mit archäologischen Quellen weder zu beweisen noch zu widerlegen.
Das bedeutet nun aber nicht, daß die Beschäftigung mit diesem Thema aus frauenzentrierter Sicht uninteressant sein muß, im Gegenteil:
Nach einer umfangreichen Diskussion der in der Matriarchatsdebatte verwandten archäologischen Quellen, aber auch verschiedener Forschungsansätze, die zum Teil heute schon (Wissenschafts-)Geschichte sind, distanzieren sich die AutorInnen erfrischend kritisch von Bestrebungen der modernen Matriarchatsforschung, durch überzogene Interpretation der Quellen eine Entwicklung vom Matriarchat zum Patriarchat zu postulieren.
Die Beschäftigung mit der Frage der Beweisbarkeit matriarchaler Gesellschaften entwickelt sich zu einer engagierten Auseinandersetzung mit dem modernen Mythos Matriarchat und zu einer Absage an die Vorstellung, daß eine konstruierte Epoche weiblicher Dominanz in der Urgeschichte der Lösung aktueller frauenspezifischer Probleme dienlich ist.
Aber die Autorinnen konstatieren auch einen Mangel an frauenzentrierten Themen, Anliegen und Forschungsansätzen in der (deutschen) Urgeschichtsforschung.
In einer wissenschaftlich fundierten Frauen- und Geschlechterforschung sehen sie eine Chance, Lösungen, die von der mythologisierenden Matriarchatsforschung auf die Zukunft vertagt werden, der Gegenwart näherzubringen.
Die Frage, ob es in der Vergangenheit matriarchale Gesellschaften gegeben hat, bleibt also offen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis zum Problemkreis lädt jedoch zum (seriösen) Weiterlesen und Weiterforschen ein. (JM)
Siehe auch:
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