- Der sumerische Atramhasis-Mythos berichtet auch von der Aufteilung der Welt unter die Götter und von der Notwendigkeit, den Menschen zu erschaffen.
- Es gab zwei Gruppen von Göttern, die Anunnaku- und die Igigu-Götter. Beide mussten sie auch alle Arbeiten zur Gestaltung der Welt verrichten:
- "Als die Götter (auch noch) Mensch waren, trugen sie die Mühsal, schleppten den Tragkorb.
Der Götter Tragkorb war groß, die Mühsal schwer; viel Beschwerde gab es."
- Die Anunnaku-Götter, denen diese Arbeit zu viel wurde, warfen nun das Los und teilten:
- "Anu stieg hinauf (fort) in den Himmel;"
- Enlil erhielt die Erde und Enki das Meer:
- "Als Anu zum Himmel hinaufgestiegen war, stiegen die Götter des apsû hinab."
- Die Arbeit mußten von jetzt an nur noch die Igigu-Götter übernehmen:
- "Die Anunnaku des Himmels legten die Mühsal auf die Igigu."
- Diese gestalteten dann das Land und schufen die Flüsse.
- Nach 2500 Jahren klagten sie und
- "warfen Feuer auf ihre Werkzeuge."
- Sie umzingelten in der Nacht das Haus des Enlil. Dieser geriet in Furcht und ließ das Tor verriegeln.
- Dann schickte er hin, und
- "man holte den Anu herunter, den Enki brachten sie herbei zu ihm."
- Enlil wollte kämpfen, jedoch Anu schlug vor, zunächst die Klagen der Igigu anzuhören, welche sagten:
- »Ihr Götter alle allzumal, wir wollen den Streit; wir legten hin unser ... in den Erdgruben.
- Die übergroße Fronarbeit tötete uns fast, schwer ist unsere Mühsal, viel Beschwerde gibt es.
- Und (nun), ihr Götter alle allzumal, hat unser Mund vorgebracht, daß wir uns bei Enlil beklagen.«
- Als Enlil diese Rede hörte, flossen seine Tränen und er wollte mit Anu
- "nach oben davongehen in den Himmel."
- Anu aber schlug vor, daß die Muttergöttin Nintu, auch Mami genannt, zusammen mit Enki den ersten Menschen erschaffen sollte, damit dieser die Fronarbeit der Igigu-Götter übernehmen könnte:
- »... es sitzt da Belet-ili, der Mutterleib.
- Der Mutterleib lasse fallen und erschaffe,
- dann soll der Mensch den Tragkorb des Gottes tragen!«
- "Sie riefen die Göttin, fragten die Hebamme der Götter, die weise Mami:
- »Du bist der Mutterleib, der die Menschheit erschafft,
- erschaffe den Urmenschen, daß er das Joch auf sich nehme!
- Er nehme das Joch auf sich, das Werk des Enlil,
- den Tragkorb des Gottes trage der Mensch!«
- Nintu öffnete ihren Mund und sprach zu den großen Göttern:
- »Mit mir (allein) ist es nicht tunlich, (etwas) zu tun:
- nur mit Enki zusammen ist es ein Werk!
- Er reinigt Jegliches; er gebe mir den Lehm, dann will ich (es) tun!«"
- Die Urschöpfung war vollendet, die Muttergöttin konnte allein nicht mehr ein neues Geschöpf zum Leben erwecken.
Hierzu war sie nunmehr auf die Mitwirkung des Enki angewiesen, des Herrn des apsû, des lebenspendenden Grundwassers der Erde,
welches aus den Brunnen und Quellen hervorkommt und die Felder fruchtbar macht.
- Nintu schuf den Körper des Menschen, Enki gab ihm das Leben ein.
- Kurt Scheuerer, 1994, 2002
- nach einer Teilübersetzung des Atramhasis-Mythos von:
- W. Soden, MDOG 111, 1979.
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