Kupfer-Treibarbeiten
- Ich sah schon ganz tolle!!! Arbeiten von Indianern.
- Jedoch waren es Treibarbeiten mit Gold. Das ist ja mitunter das Zeug, was die Spanier und Co. zum großen Teil in Amerika eingeschmolzen haben, um daraus Goldbarren oder Münzen herzustellen. Ein riesengrosser Verlust!
- Was Geschmiedetes sah ich von Indianern bisher noch nicht.
- Kupfer und Bronze lässt sich jedoch auch schmieden. Ich machte einmal Handläufe aus Bronze.
- Geschmiedetes Aluminium sieht sehr gut aus.
Kupfer treiben
- Ich mache es so:
- Nachdem ich mir ein Stück Kupferblech geschnitten habe, erwärme ich es mit einer Flamme. Man sagt wohl ausglühen dazu. Dann ist das Kupfer weicher und lässt sich ganz leicht - man braucht nur Gelassenheit und Zeit - bearbeiten.
- Dafür zeichne ich auf das Kupferblech die Formen, Linien und Buchstaben oder Bilder, die ich herausarbeiten möchte.
- Auf eine Werkbank lege ich einen Ledersack, der mit Sand gefüllt ist. Diesen habe ich mir vom Schuster aus einer Lederschürze nähen lassen. Auch gab ich dem Schuster trockenen Sand. Diesen Sand nähte er ganz fest ins Leder-"Kopfkissen" ein.
- Dann, so nebenbei, mache ich die Esse an, um Bleiplatten zu schmelzen. Das Blei hole ich mir immer vom Reifenhändler. Es sind die Ausgleichsgewichte für die Autoreifen. Ich habe mir aus Stahl - Stahl ist alles ohne Nacharbeitung schmiedbare Eisen, also das, was seit einigen Jahrhunderten üblich und machbar ist - eine Schmelzform hergestellt. Dort hinein lege ich das Blei. Und stelle das ganze auf die Esse. Das Blei schmilzt und wenn das Blei erkaltet ist, ist es eine kompakte Platte von 200 x 200 x 25 mm.
- So: Lederkissen, mit Sand gefüllt und Bleiplatten sind die Gegenstände, auf denen ich Kupfer treiben kann.
- Dann habe ich noch folgendes, was man allgemein wohl Punzen nennt. Das sind kleine Werkzeuge, die nicht länger als 100 mm sind und aus Ventilstößel von alten LKWs hergestellt sind. Das Material, Stahl, ist sehr hart.
- Einige kleine Hämmer runden das Ganze ab. Mit irgendwas muss man ja kloppen. Ach ja. Gummihammer ist auch wichtig, um das Kupferblech mal wieder gerade zu schlagen.
- Ich denke jetzt mal an so eine Indianermaske (getrieben aus Kupfer statt Gold). Dann kann ich das weiter schön mitteilen.
- Nachdem das Kupferblech durch eine Flamme, durch Wärme, weich geworden ist, zeichne ich also mit einem Finzstift, am besten wasserfestem Edding, das Bild auf, lege das Blech auf die Bleiplatte und steche mit Hammer und ganz kleinem Meißel, diese Konturen nach.
- Dann nehme ich eine Punze, einen alten Ventilstößel, die vorne eine bestimmte Form hat. Sagen wir mal, dass die Form an der Spitze ein bisschen rund ist und eine schärfere Ecke hat. Damit treibe ich nun das Blech in die Richtungen, in die ich es haben möchte. Das mache ich dann auf dem Ledersandsack, zum Teil auch auf ganz weichem Holz.
- Und dann haben wir eine schöne "Azteken-Maske". :)) Getrieben aus Kupferblech. - Es sind nun mal schlechte Zeiten für hochwertige Handwerksarbeiten.
- Ich selbst lernte dies von polnischen Schmiedemeistern. Zum Teil lernte ich es auch in Breslau, was jetzt ja polnisch ist. Die Polen haben übrigens mit die besten! Handwerker in Europa!
- Im Grunde kann man auch an Wachs denken, wenn man sich den Herstellungsprozess solch einer Maske vorstellen möchte. Es lässt sich auch drücken, schieben, also treiben.
Schmieden
- Das mit dem Schmieden geht ganz anders. Folgend:
- Der Lehrling macht frühmorgens die Esse an. Die Esse ist der "Herd", auf dem das Schmiedefeuer ist. Dazu nimmt er zum Teil alte, schon angebrannte Kohle, Diesel oder Heizöl, was er über die Kohle schüttet und steckt das ganze an. Pappe muss dabei sein, sonst brennts nicht. Man nimmt "alte" schon gebrannte Kohle für das Anzünden, weil sie besser und schneller anzuzünden ist.
- Dann legt man frische Kohle nach. Die Kohle heißt hier bei uns direkt Schmiedekohle, da diese sehr wenig Schwefel und Phosphor enthält. Diese unerwünschten Bestandteile dürfen nicht in der Schmiedekohle sein, weil sie sonst beim Erwärmen des Stahls in den Stahl selbst "reinkriechen".
- Dann kann es geschehen, dass der Stahl reißt oder schlecht zu schweißen ist.
- So. Nachdem der Lehrling es endlich geschafft hat, die Esse anzumachen, haut man ihm leicht, anerkennend, auf die Schulter. ;)
- Ich weiß auch nicht, aber das Anzünden der Esse kann schon mal eine Zeit lang dauern. Ich nehme an, dass in der Geschichte einige tausend Lehrlinge dafür einen Tritt in den A.... bekommen haben. Sicherlich wärs ein Thema für eine Doktorarbeit: Schlagkräftige Erziehung im Handwerk.
- Dann kommt der Stahl in die Esse, wird erwärmt - er wird nicht! heiß. Heiß gibts nicht im Metall-Handwerk.
- Ja. Und dann wird er mit Hämmern, Gesenken, bearbeitet.
- Das wars.
- Also. Ich denke, dass der Unterschied zwischen schmieden und treiben der ist: Getrieben wird kalt. Geschmiedet wird bis, naja,- es mögen wohl 680 Grad plus sein. Dann hat der Stahl die Farbe Kirschrot. Darunter darf, kann man nicht schmieden. Der Stahl ist dann ja schon fast kalt.
- Peter Brödlau
- Der Schmied
- 1998
- Siehe auch:
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